Mittlerweile ist Thema Digitalisierung auf sämtlichen Kommunikationskanälen omnipräsent.
Digitale Fabrik, digitale Supply Chain, digitale Logistik, digitaler Aussenhandel, digitale Transportlogistik, digitale Beschaffung, digitale Telekommunikation, digitaler Handel, digitale Spedition, Digitalisierung der Arbeitswelt. Ein Autor hat in einem Artikel sogar behauptet «digitize or die». Mit der Digitalisierung hätte die Zukunft begonnen und Industrie 4.0, Logistik 4.0, und xyz 4.0, AI, AR verdrängt alte Technologien und Geschäftsmodelle.
Kein Tag vergeht, ohne dass uns nicht die Digitalisierung als der Heilsbringer angepriesen wird.
Demgegenüber steht die Realität etwas schief in der Landschaft.
Ein bekannter, ISO 9001:2008 zertifizierter, Storenproduzent montiert einen Fensterladen trotz offensichtlichem Transportschaden. Erst nach 6 Monaten und diversen Nachfragen wird dieser ersetzt und dann stellt der Kunde fest, dass der Farbton der Lamellen Unterschiede aufweist.
Ein weltberühmter und mehrfach prämierter Waschmaschinenhersteller, der den firmeneigenen Webshop entgegen aller Erwartung wie ein Kleinsthändler betreibt. Im betroffenen Fall wird eine Bewilligung nicht zeitgerecht eingeholt, der gleiche Artikel mit unterschiedlichen Artikelnummern im System geführt, eine Bestellung wird vergessen (was der Kunde bemerkt hat) und am Schluss werden 2 Bestellungen, für den gleichen Kunden, am gleichen Tag nicht in einen Karton verpackt, sondern in zwei selbständigen Lieferungen wovon eine, trotz ausreichend Platz im Karton, in einem Mehrwegbehälter. 3 Tage nach Lieferung dann die 1. Mahnung mit dem Hinweis, dass der Kunde seit 26 Tagen im Zahlungsverzug sei.
Zwei Beispiele die zeigen, wie Logistik heute funktioniert - oder eben auch nicht.
Demgegenüber und getrieben von vielen Forschungsgeldern, steht die aktuelle Diskussion um Industrie 4.0, dem Einsatz von 3D-Druckern, Robotern sowie unter anderem auch dem Internet der Dinge, welches Informationen, Menschen und Maschinen miteinander verbindet. So sollen z.B. zukünftig Drohnen in der Lagerinventur eingesetzt werden. Diese spannende Thematik ist für die Forscher selbst natürlich attraktiver. Attraktiver als die Lösungssuche für die seit Jahren bekannten Probleme wie Tracking & Tracing, Palettenmanagement, Falschlieferungen, Qualitätsabweichungen u.v.m.
Zu diesen Innovationen lässt sich jedoch feststellen, dass der Blick auf die damit verbundenen hohen Investitionen und Betriebskosten fehlt. Je komplexer die Technologie, desto höher die Investitionen, Betriebskosten und Abhängigkeiten von Lieferanten. Wer kann sich das überhaupt leisten?
In der ganzen Euphorie und Aufbruchsstimmung bleibt unklar, welchen Nutzen letztlich der Kunde davon hat. Wer glaubt, logistische Probleme nur mit Hilfe technologischeren Möglichkeiten zu lösen, ist sicher auf dem Holzweg.
Die besten Unternehmen sind die, die ihre eigenen Prozesse beherrschen und zudem laufend verbessern. Dies ist die Grundvoraussetzung, um überhaupt neue Techniken sinnvoll und kosteneffizient einzusetzen. Erste Ansätze insbesondere im Bereich der RFID-Technologie, QR-Code und des 3D-Druckers sind erkennbar. Diese werden zweifellos die Logistik der Zukunft stark beeinflussen.
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